Was hat Achtsamkeit mit Abgrenzung zu tun?
Durch Achtsamkeit und Achtsamkeitsübungen können eigene Grenzen besser erkannt, respektiert und gewahrt werden. Abgrenzung ist ein zentraler Begriff in der Psychologie und Selbstentwicklung, der sich auf die Fähigkeit bezieht, persönliche Grenzen zu setzen und zu wahren.
Die Fähigkeit zur Abgrenzung ist ein wichtiger Aspekt des Selbstschutzes und spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Selbstwerts und der emotionalen Gesundheit.
Wie kann man die eigenen Grenzen erkennen?
Beim Erkennen von Grenzen spielt unter anderem das Erkennen von Bedürfnisse eine wichtige Rolle. Jeder Mensch hat Grenzen, die jedoch individuell von Mensch zu Mensch verschieden sind, denn sie sind eng mit persönlichen Bedürfnissen verknüpft.
Viele Grenzen haben wir verinnerlicht, dennoch sind sie nicht bewusst, z.B. den räumlichen Abstand zu anderen Menschen, den wir als angemessen ansehen. Wer die eigenen Grenzen kennt, kann klarer entscheiden, wie weit er oder sie gehen möchte.
Um persönliche Grenzen zu erkennen und zu respektieren ist es hilfreich, immer wieder auf die eigenen Gefühle und Körperreaktionen zu achten. Wenn körperliches Unwohlsein auftritt (z.B. Enge im Brustkorb, Kloß im Hals, Knoten im Bauch, Verspannungen im Nacken oder in den Schultern, etc.) oder das Gefühl von Überforderung entsteht, kann das ein Zeichen dafür sein, dass persönliche Grenzen überschritten werden.
Wer sich Zeit nimmt, um achtsam in sich hineinzuhorchen und zu reflektieren, kann nach und nach herausfinden, was ihm oder ihr wirklich wichtig ist. Unangenehme Gefühle (z.B. Angst, Ärger, Traurigkeit) sind oft Boten, die uns etwas über unerfüllte Bedürfnisse mitteilen möchten, wenn wir ihnen achtsam zuhören. Mit der Zeit erkennen wir dann intuitiv, wann und wie wir uns abgrenzen müssen.
Warum ist es oft schwierig, sich abzugrenzen?
Es ist schwierig, die eigenen Grenzen zu erkennen und sich abzugrenzen, wenn man nicht gelernt hat, auf die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu achten. Obwohl viele Menschen theoretisch wissen, dass es in Ordnung ist, persönlichen Grenzen zu setzen, empfinden sie doch Schuldgefühle, wenn sie „Nein“ sagen.
Neben gesellschaftlichen Erwartungen (Erreichbarkeit „Rund um die Uhr”) spielen dabei oft persönliche Überzeugungen und Glaubenssätze eine Rolle, die bereits in der Kindheit vermittelt wurden („Sei brav und nett, dann bist du ein gutes Kind und bekommst Anerkennung.“). Daraus kann die Angst vor Ablehnung oder Konflikten entstehen, sodass Menschen ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen ignorieren.
Wie kann man achtsam Nein-sagen und sich abgrenzen?
Achtsames Nein-Sagen und Abgrenzen beginnt mit dem Bewusstsein für die eigenen Gefühle und Bedürfnisse. Durch die Praxis der Achtsamkeit kann man lernen, innere Signale zu erkennen, die anzeigen, wann eine Grenze überschritten wird.
Wenn solche Situationen auftreten, ist es wichtig, klar, respektvoll und freundlich „Nein“ zu sagen, ohne sich zu rechtfertigen. Dies erfordert Übung, Selbsteinfühlung und Selbstmitgefühl, kann aber zu einem gesünderen Gleichgewicht und mehr Selbstrespekt führen.
Praxisbeispiel für eine achtsame Abgrenzung:
Ein Freund bittet Sie um einen Gefallen, der Sie jedoch stark belasten würde. Anstatt sofort zuzustimmen, um Konflikte zu vermeiden, nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um in sich hineinzuhorchen.
Achtsam nach innen horchen
Sie bemerken, dass Sie sich bei dem Gedanken an die zusätzliche Aufgabe gestresst und überfordert fühlen. Achten Sie dabei auch auf körperliche Signale.
Anstatt diese Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle zu ignorieren, erkennen Sie sie als Zeichen dafür, dass Ihre Grenzen überschritten werden.
Achtsam Nein-sagen
Mit Achtsamkeit und Respekt gegenüber sich selbst und Ihrem Freund sagen Sie: „Ich verstehe, dass du Hilfe brauchst, aber Im Moment habe ich wirklich viel um die Ohren. Ich kann dir diesmal leider nicht helfen.“ So haben Sie achtsam „Nein“ gesagt und Ihre Grenzen gewahrt.